
Reizblase behandeln
Welche Auslöser gibt es und was kann man dagegen tun?
Ein ständiger Harndrang, der den Alltag bestimmt, kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Viele Frauen und Männer kennen das Problem: Kaum wurde die Toilette verlassen, meldet sich die Blase schon wieder. Besonders unangenehm wird es, wenn der Drang so stark wird, dass sich der Gang zur nächsten Toilette nicht mehr aufschieben lässt. Verschiedene Faktoren können eine überaktive Blase begünstigen – von bestimmten Lebensmitteln über Stress bis hin zu Erkrankungen. Wer die Ursachen kennt, kann gezielt etwas dagegen tun. Wir klären Sie auf und geben Ihnen grundsätzliche Infos dazu, wie man eine Reizblase behandeln kann.
Was ist eine Reizblase?
Eine Reizblase, auch als überaktive Blase bezeichnet, ist eine Funktionsstörung der Harnblase, die zu einem häufigen und oft plötzlich auftretenden Harndrang führt – selbst wenn die Blase nicht vollständig gefüllt ist. Betroffene haben das Gefühl, ständig zur Toilette zu müssen, was den Alltag stark beeinträchtigen kann. In manchen Fällen kommt es auch zu ungewolltem Harnverlust (Dranginkontinenz).
Eine Reizblase ist keine Seltenheit und betrifft sowohl Frauen als auch Männer, tritt aber im höheren Lebensalter häufiger auf.
Überaktive Blase: Welche Ursachen gibt es?
Die Auslöser für eine Reizblase sind vielfältig und oft nicht eindeutig feststellbar. In vielen Fällen spielen mehrere Faktoren zusammen, die zu einer Überempfindlichkeit der Blase und einem gesteigerten Harndrang führen.
Zu den häufigsten Ursachen gehören:
Neurologische Faktoren
Störungen im Nervensystem können bedingen, dass die Blase Signale falsch interpretiert und übermäßig oft zur Entleerung auffordert, so z. B. bei Multipler Sklerose (MS), Parkinson, nach Schlaganfällen oder Rückenmarksverletzungen.
Es gibt jedoch auch harmlosere neurologische Faktoren, die eine Reizblase begünstigen können (ohne dass eine schwere Erkrankung vorliegt). Dazu gehören z. B. eine erhöhte Nervenempfindlichkeit mit einer sensibleren Blasensteuerung oder auch eine Überregbarkeit des vegetativen Nervensystems. Mit zunehmendem Alter kann es zu einer leichten Veränderung der Nervensteuerung kommen, was die Blasenaktivität etwas unregelmäßiger macht – ohne dass eine ernsthafte Erkrankung vorliegt.
Hormonelle Veränderungen
Besonders bei Frauen kann ein sinkender Östrogenspiegel – etwa in den Wechseljahren – die Blasenschleimhaut und das Gewebe schwächen, was oft mit einer Überempfindlichkeit einhergeht.
Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen
Eine akute oder wiederkehrende Blasenentzündung kann die Blase langfristig reizen und zu häufigem Harndrang führen. Selbst nach der Abheilung bleibt in manchen Fällen eine Überempfindlichkeit bestehen.
Stress und psychische Faktoren
Emotionaler Stress, Angst oder Nervosität können die Blasenaktivität beeinflussen. In Stresssituationen reagieren viele Menschen mit vermehrtem Harndrang, was auf eine Überaktivierung des vegetativen Nervensystems zurückzuführen ist. In der Regel normalisiert sich der Harndrang in diesem Fall wieder, wenn die entsprechende Situation vorüber ist.
Überempfindlichkeit der Blasenmuskulatur
Bei einer Reizblase zieht sich die Blasenmuskulatur oft unwillkürlich zusammen, selbst wenn die Blase nicht vollständig gefüllt ist.
Reizende Getränke und Nahrungsmittel
Bestimmte Getränke und Lebensmittel können die Blasentätigkeit anregen. Ist die Blase ohnehin schon sensibel, kann sie dadurch noch aktiver werden.
Übermäßige Flüssigkeitsaufnahme
Wer sehr viel trinkt, muss natürlich häufiger zur Toilette. Eine ungleichmäßige Verteilung der Flüssigkeitsaufnahme (z. B. große Mengen nur am Abend) kann den Harndrang in die Nachtstunden verlagern.
Beckenbodenschwäche
Eine schwache Beckenbodenmuskulatur kann die Blasenfunktion beeinträchtigen, insbesondere bei Frauen nach Schwangerschaften oder im höheren Alter.
Medikamente
Einige Arzneimittel, darunter harntreibende Medikamente (Diuretika) oder bestimmte Antidepressiva können außerdem eine überaktive Blase begünstigen.
Tumore oder Blasensteine
In seltenen Fällen können Blasensteine oder Tumore ähnliche Symptome wie bei einer Reizblase verursachen. Eine ärztliche Untersuchung ist bei häufigem Harndrang daher sehr wichtig, um ernsthafte Ursachen auszuschließen.
Reizblase: Diagnostik in Düsseldorf
Da die Auslöser sehr unterschiedlich sein können, sollte bei anhaltenden Beschwerden eine ärztliche Abklärung erfolgen. Vereinbaren Sie bitte einen Termin in unserer Privatpraxis für Urologie in Düsseldorf für eine sorgfältige Diagnostik.
Diese sieht folgendermaßen aus:
Anamnese
Wir stellen gezielte Fragen, um die Beschwerden besser einzuordnen. Wichtige Aspekte dabei sind:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Wie häufig tritt der Harndrang auf?
- Kommt es zu ungewolltem Harnverlust?
- Gibt es bekannte Grunderkrankungen (z. B. Diabetes, neurologische Erkrankungen)?
- Nehmen Sie Medikamente ein?
- Besteht ein Zusammenhang mit bestimmten Lebensmitteln oder Stress?
Oft empfehlen wir zunächst, ein Miktionsprotokoll zu führen: Dabei notieren Sie über mehrere Tage, wann und wie oft Sie zur Toilette gehen und wie viel Flüssigkeit Sie aufnehmen.
Körperliche Untersuchung
Bei Frauen untersuchen wir häufig den Beckenboden und die Blase auf mögliche Funktionsstörungen. Bei Männern kann eine Prostata-Untersuchung notwendig sein, da eine vergrößerte Prostata ähnliche Symptome verursachen kann.
Urinuntersuchung
Ein Urintest hilft, Infektionen oder Blut im Urin auszuschließen. Bei Verdacht auf eine Blasenentzündung können wir eine Bakterienkultur anlegen.
Ultraschall
Mit einer Sonographie der Blase und Nieren prüfen wir, ob sich Restharn in der Blase befindet oder ob anatomische Veränderungen vorliegen.
Urodynamische Untersuchung (Blasenfunktionstest)
Diese Untersuchung misst den Druck in der Blase während des Füllens und Entleerens. Dabei können wir feststellen, ob die Blasenmuskulatur zu früh kontrahiert oder ob eine Überaktivität vorliegt.
Blasenspiegelung
Falls die Beschwerden auf eine andere Ursache hindeuten, kann eine Blasenspiegelung notwendig sein. Dabei führen wir ein dünnes Instrument mit Kamera über Ihre Harnröhre in Ihre Blase ein, um deren Schleimhaut zu untersuchen.
Neurologische Untersuchungen (bei Verdacht auf Nervenschäden)
Falls eine neurologische Ursache vermutet wird (z. B. Multiple Sklerose, Parkinson, Bandscheibenvorfall), können weitere Tests wie eine Elektromyographie (EMG) oder eine MRT-Untersuchung folgen.
Reizblase behandeln: Kann man etwas gegen den ständigen Harndrang tun?
Eine Reizblase kann den Alltag erheblich beeinträchtigen, da der ständige Harndrang dazu führt, dass Betroffene immer eine Toilette in der Nähe haben müssen. Dies kann nicht nur stressig sein, sondern auch soziale Aktivitäten oder Reisen einschränken. Ein weiteres Übel: Nächtlicher Harndrang kann den Schlaf stören, da er den Schlafrhythmus immer wieder unterbricht. In schweren Fällen kann sogar eine ungewollte Urinabgabe auftreten, was die Lebensqualität zusätzlich mindert.
Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine überaktive Blase zu „beruhigen“. Die Behandlung einer Reizblase richtet sich nach den individuellen Auslösern und kann aus mehreren Bausteinen bestehen. Ziel ist es, den übermäßigen Harndrang zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Je nach Schweregrad der Beschwerden kommen konservative Maßnahmen oder spezielle Therapien zum Einsatz.
Reizblase behandeln: Lebensstil-Anpassungen und Hausmittel
Oft lassen sich die Symptome bereits durch kleine Veränderungen im Alltag lindern:
Flüssigkeitsmanagement
- Trinken Sie nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel! Etwa 1,5–2 Liter täglich sind eine gute Richtlinie.
- Vermeiden Sie es, große Mengen auf einmal zu trinken, besonders vor dem Schlafengehen.
Reizstoffe meiden
Bestimmte Getränke können die Blase reizen und den Harndrang verstärken. Dazu gehören Kaffee, Tee oder auch Cola. Das enthaltene Koffein fördert die Ausscheidung von Flüssigkeit über die Nieren und stimuliert die Blasenmuskulatur. Aber auch Alkohol hat eine harntreibende Wirkung, da er die Blutgefäße erweitert und somit auch die Durchblutung der Nieren steigert. Das führt dazu, dass mehr Flüssigkeit herausgefiltert und als Urin ausgeschieden wird. Besonders Bier, Wein und Cocktails enthalten Säuren und andere Reizstoffe, die die Blasenschleimhaut empfindlicher machen. Daneben machen oft auch kohlensäurehaltige Getränke und Fruchtsäfte die Blaser aktiver.
Nicht nur Getränke, sondern auch bestimmte Nahrungsmittel können eine Reizblase verstärken. Scharfe Gewürze wie Chili, Pfeffer oder Curry können die Blasenwand reizen und den Harndrang verstärken. Auch essighaltige Speisen (z. B. Salatdressings oder eingelegte Lebensmittel) wirken irritierend für die Blasenschleimhaut. Tomaten und Tomatenprodukte enthalten Säuren, die den Harndrang ebenfalls verstärken können. Künstliche Süßstoffe wie Aspartam oder Saccharin können die Blasenfunktion ebenfalls negativ beeinflussen – ebenso wie zuckerreiche Lebensmittel, die Entzündungen fördern und die Blase reizen können.
Wer unter einer Reizblase leidet, sollte auf milde, basische und blasenfreundliche Lebensmittel setzen, z. B. Gemüse wie Gurken, Zucchini oder Karotten, Vollkornprodukte und ballaststoffreiche Lebensmittel sowie magere Proteine (Huhn, Fisch, Tofu). Als Getränke eigenen sich Wasser und ungesüßte Kräutertees optimal.
Jede Blase reagiert individuell. Ein Ernährungstagebuch kann helfen, persönliche Reizstoffe zu identifizieren.
Blasentraining
- Das Ziel hierbei ist, die Zeitintervalle zwischen den Toilettengängen langsam zu verlängern.
- Wichtig: Bleiben Sie geduldig und gewöhnen Sie Ihre Blase schrittweise daran.
Beckenbodentraining
- Durch gezielte Übungen lässt sich die Kontrolle über die Blasenmuskulatur verbessern.
- Besonders nach Schwangerschaften oder bei einer altersbedingten Muskelschwäche ist regelmäßiges Beckenbodentraining hilfreich.
Entspannungstechniken
Stress kann die Symptome verstärken. Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, das Nervensystem zu beruhigen.
Reizblase behandeln mit Medikamenten
Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, können Medikamente die Blasenmuskulatur entspannen:
Anticholinergika (z. B. Oxybutynin, Tolterodin, Solifenacin)
Sie dämpfen die übermäßige Aktivität der Blasenmuskulatur. Manche Personen verspüren allerdings Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Verstopfung oder Schwindel.
Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten (z. B. Mirabegron)
Diese Medikamente fördern die Blasenentspannung und verbessern die Speicherkapazität. Sie sind meist besser verträglich als Anticholinergika.
Östrogentherapie (bei Frauen in den Wechseljahren)
Östrogenhaltige Cremes oder Vaginalzäpfchen können die Blasenschleimhaut stärken.
Behandlung einer Reizblase mit Botulinumtoxin
Falls Medikamente nicht helfen, können wir Botulinum direkt in Ihre Blasenmuskulatur injizieren. Dadurch entspannt sich Ihre Blase und der Harndrang wird reduziert. Die Wirkung hält ca. 6 bis 9 Monate an, danach kann die Behandlung wiederholt werden.
Mehr dazu erfahren Sie auch hier: Botox bei Blasenschwäche
Reizblase behandeln mit Neuromodulation
Bei therapieresistenter Reizblase kann die Blasenkontrolle durch elektrische Impulse im Rahmen einer Nervenstimulationstherapie verbessert werden.
Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Sakrale Neuromodulation
Sie bekommen ein kleines Gerät unter Ihre Haut implantiert. Dieses sendet elektrische Impulse an die Nerven, die die Blase steuern.
Tibialis-Nerv-Stimulation (TENS-Therapie)
Durch Stimulation des Schienbeinnervs (Nervus tibialis) kann die Blasenaktivität beeinflusst werden. Diese Behandlung erfolgt meist ambulant und nicht-invasiv.
Reizblase behandeln in Düsseldorf: Hilfe bei Ihrem erfahrenen Urologen Dr. Hoda
Eine Reizblase lässt sich oft durch Blasentraining, Ernährung und/oder Medikamente gut in den Griff bekommen. Falls diese Maßnahmen nicht ausreichen, können Botox-Injektionen oder Nervenstimulation helfen. Wer unter anhaltendem Harndrang leidet, sollte eine ärztliche Abklärung nicht hinauszögern – je früher die Behandlung beginnt, desto besser die Erfolgsaussichten.
Dr. Hoda– Ihr Urologe in Düsseldorf – untersucht Sie und berät Sie zu allen Behandlungsmöglichkeiten. Kontaktieren Sie uns einfach, um einen Termin zu vereinbaren!
Ihre privatärztliche Praxis für Urologie, Andrologie und Uro-Onkologie in Düsseldorf
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