
Kein Ejakulat
Wenn der Höhepunkt anders verläuft als gewohnt
Ein Orgasmus ohne sichtbare Samenflüssigkeit überrascht viele Männer und wirft sofort Fragen auf. Ist das normal? Liegt eine Störung oder gar Erkrankung vor? Bleibt das nun so? In manchen Fällen steckt hinter dem fehlenden Samenerguss eine harmlose Ursache. Manchmal weist er aber auch auf eine körperliche oder funktionelle Veränderung hin. Entscheidend ist, die Anzeichen richtig zu deuten und zu wissen, wann ärztliche Abklärung sinnvoll ist. Dieser Beitrag erklärt, welche Gründe das fehlende Sperma haben kann, wie die Diagnose abläuft und welche Behandlungsmöglichkeiten helfen können, die eigene Sexualität wieder unbeschwert zu erleben.
Wie funktioniert der Prozess der Ejakulation?
Hierbei handelt es sich um einen komplexen, aber genau abgestimmten Vorgang, bei dem Nerven, Muskeln und verschiedene Organe zusammenarbeiten. Er läuft in zwei Hauptphasen ab: der Emission und der Ejakulation im engeren Sinne.
Emission
Während der sog. Emissionsphase bereitet der Körper alles auf den Samenerguss vor. Gesteuert durch Nervenimpulse aus dem Rückenmark ziehen sich die Samenleiter in einem gleichmäßigen Rhythmus zusammen. So gelangen die Spermien aus den Hoden über die Nebenhoden in Richtung Harnröhre. Gleichzeitig steuern die Samenbläschen und die Prostata ihre Sekrete bei. Diese Flüssigkeiten vermischen sich mit den Spermien und bilden zusammen das Ejakulat, also die Samenflüssigkeit, die später in der intensivsten Phase der Erregung ausgestoßen wird.
Diesen inneren Ablauf spüren die meisten Männer nicht direkt. Erst kurz vor dem Samenerguss bemerken einige ein leichtes Druck- oder Wärmegefühl im Beckenbereich. Das ist der Moment, in dem die Emission beginnt und der Körper den Orgasmus vorbereitet.
Ejakulation
In der anschließenden Ejakulationsphase erreicht der gesamte Prozess seinen Höhepunkt. Sobald sich ausreichend Samenflüssigkeit in der Harnröhre gesammelt hat, ziehen sich die Muskeln im Beckenboden, der Prostata und an der Penisbasis rhythmisch zusammen. Gleichzeitig verschließt sich der Blasenhals, damit keine Samenflüssigkeit in die Harnblase gelangt.
Die Kontraktionen stoßen das Ejakulat nach außen und gehen mit dem typischen wohltuenden und entspannenden Gefühl einher.
Wie viel Ejakulat ist normal?
Die Menge der ausgestoßenen Samenflüssigkeit kann von Mann zu Mann deutlich variieren. Im Durchschnitt liegt sie bei etwa 2 bis 6 Millilitern pro Erguss. Das entspricht ungefähr einem halben bis ganzen Teelöffel. Mehrere Faktoren beeinflussen, wie viel Sperma im Körper gebildet wird. Dazu gehören:
- die Dauer seit dem letzten Samenerguss,
- das Alter,
- der Flüssigkeitshaushalt
- und die Funktion der Prostata und Samenbläschen.
Nach längerer Enthaltsamkeit kann die Menge etwas größer ausfallen, während sie bei häufiger Ejakulation meist geringer ist. Auch bestimmte Medikamente, hormonelle Veränderungen oder Erkrankungen der Geschlechtsorgane können die Ejakulatmenge beeinflussen.
Als grobe Orientierung gilt: Solange sich beim Samenerguss regelmäßig Samenflüssigkeit entleert und keine weiteren Beschwerden bestehen, ist auch eine geringere Menge in der Regel unbedenklich. Wenn sich jedoch über längere Zeit deutlich weniger oder gar kein Ejakulat zeigt, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen.
Kein Ejakulat: Welche Gründe gibt es?
Wenn beim Orgasmus kein Sperma austritt, kann das verschiedene Ursachen haben. Wichtig ist, die genaue Ursache zu erkennen, um sie gezielt behandeln zu können. Zu den häufigsten Gründen zählen:
Bei der retrograden Ejakulation gelangt die Samenflüssigkeit beim sexuellen Höhepunkt nicht wie üblich durch die Harnröhre nach außen, sondern fließt rückwärts in die Harnblase. Der Samenerguss bleibt damit äußerlich aus, obwohl der Mann ein normales Orgasmusgefühl erlebt.
Ursache ist eine Störung des Blasenhalsmuskels. Normalerweise zieht sich dieser Muskel beim Samenerguss zusammen und verschließt die Blase, sodass das Ejakulat nur den Weg nach außen nehmen kann. Wenn dieser Verschlussmechanismus nicht richtig funktioniert, bleibt der Ausgang zur Harnblase offen. Die Samenflüssigkeit folgt dem geringeren Widerstand und gelangt dorthin.
Dieses Phänomen tritt häufig bei einer vergrößerten Prostata oder nach Operationen im urologischen Bereich auf. Auch bestimmte Medikamente wie Alphablocker oder Antidepressiva können den Muskeltonus am Blasenhals verringern. Zudem zeigen Männer mit Diabetes mellitus ein erhöhtes Risiko dafür, da die Nerven, die diesen Reflex steuern, geschädigt sein können.
Für die Gesundheit ist die retrograde Ejakulation unbedenklich, kann jedoch die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, da keine Samenflüssigkeit nach außen gelangt. Der Nachweis erfolgt meist durch eine Urinuntersuchung nach dem Samenerguss, bei der Spermien im Urin nachgewiesen werden.
In diesem Fall erlebt der Mann zwar den Höhepunkt, doch es kommt zu keinem Samenerguss. Ursache ist, dass die Muskulatur, die normalerweise den Transport und Ausstoß der Samenflüssigkeit übernimmt, in diesem Moment nicht richtig aktiviert wird.
Häufig liegt die Ursache in einer Störung der Nervenreizleitung. Die für die Ejakulation verantwortlichen Nerven verlaufen vom Rückenmark bis zu den Beckenorganen. Werden sie geschädigt oder in ihrer Funktion beeinträchtigt, kommt der Ejakulationsreflex nicht zustande. Das kann nach Rückenmarksverletzungen, bei neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Morbus Parkinson oder Polyneuropathien auftreten.
Auch Operationen im Beckenbereich können die beteiligten Nervenbahnen beeinträchtigen. Seltener spielen hormonelle Einflüsse, Medikamente oder psychische Faktoren wie starker Stress oder Leistungsdruck eine Rolle.
Die Anejakulation kann sowohl die Fruchtbarkeit als auch das persönliche Sexualempfinden beeinflussen. Eine urologische oder andrologische Abklärung hilft, den genauen Ursprung zu erkennen. Je nach Ursache kommen dann Behandlungsoptionen wie medikamentöse Therapien, physiologische Stimulationstechniken oder spezielle Ejakulationshilfen zum Einsatz.
Des Weiteren können Infektionen des männlichen Genitaltrakts den Transport der Samenflüssigkeit erheblich beeinträchtigen. Zu diesen Strukturen gehören die Nebenhoden, die Samenleiter und die Samenbläschen. Sie bilden die Verbindung zwischen Hoden und Harnröhre und sind entscheidend für die Weiterleitung und Speicherung der Spermien.
Kommt es in einem dieser Bereiche zu einer Infektion, etwa durch Bakterien, Viren oder aufsteigende Harnwegskeime, reagiert das Gewebe mit Schwellung, Rötung und Verengung der feinen Gänge. Dadurch kann die Samenflüssigkeit nicht mehr ungehindert fließen, was in manchen Fällen dazu führen kann, dass beim Orgasmus weniger oder kein Ejakulat nach außen gelangt.
Typische Auslöser sind sexuell übertragbare Krankheiten (z. B. Chlamydien oder Gonokokken), aber auch chronische Entzündungen der Prostata oder Harnröhreninfektionen, die sich auf die Samenwege ausbreiten. Begleitend können Schmerzen im Hoden- oder Leistenbereich, Fieber oder Brennen beim Wasserlassen auftreten.
Unbehandelt können solche Entzündungen Narben oder dauerhafte Verengungen hinterlassen, die den Samendurchfluss auch langfristig blockieren. Eine frühzeitige urologische Behandlung hilft, Komplikationen zu vermeiden und die normale Ejakulationsfunktion wiederherzustellen.
In diesem Fall ist der Weg, den die Samenflüssigkeit normalerweise vom Hoden über die Samenleiter bis in die Harnröhre nimmt, teilweise oder vollständig blockiert.
Solche Hindernisse entstehen häufig durch Narbengewebe oder Verengungen infolge von Katheteranlagen (Harnröhrenstriktur), Entzündungen, Infektionen oder vorangegangenen Operationen im Genital- oder Leistenbereich. Auch angeborene Fehlbildungen – etwa das Fehlen bzw. die Fehlanlage von Samenleitern oder Ausführungsgängen – können dazu führen, dass die Samenflüssigkeit nicht austreten kann.
In diesen Fällen produziert der Körper zwar normal Spermien und Sekrete, doch sie stauen sich an der Blockade, anstatt über die Harnröhre abgegeben zu werden. Betroffene bemerken dann, dass beim Orgasmus kein Ejakulat austritt, obwohl die sexuelle Erregung und das Orgasmusgefühl vorhanden sind.
Um die Ursache zu erkennen, erfolgt meist eine Sperma- und Ultraschalluntersuchung sowie gegebenenfalls bildgebende Verfahren wie eine Vasografie. Je nach Befund kann eine mikrochirurgische Wiederherstellung der Samenwege oder eine operative Entfernung der Blockade helfen, den normalen Ejakulationsweg wiederherzustellen.
Auch etwaige Dysbalancen können das Ejakulieren beeinflussen. Ein ausgewogenes Verhältnis der Geschlechtshormone, vor allem des Testosterons, ist wichtig für die Steuerung der Sexualfunktion und des Ejakulationsreflexes.
Sinkt der Testosteronspiegel (beispielsweise im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses), kann das Auswirkungen auf die Sexualfunktion haben. Auch Erkrankungen z. B. der Schilddrüse, Hypophyse oder der Nebennieren sowie die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können sich auf den Hormonhaushalt auswirken. All diese Faktoren können Reizweiterleitung und Muskelaktivität stören, die für den Samenerguss notwendig sind.
Eine Untersuchung des Blutes liefert hier wertvolle Hinweise. Wird ein Testosteronmangel festgestellt, lässt sich dieser häufig durch eine Hormontherapie oder die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung ausgleichen, sodass sich die Ejakulationsfunktion wieder normalisieren kann.
Seelische Ursachen spielen bei der Ejakulation oft eine größere Rolle, als viele vermuten. Stress, Anspannung, Versagensängste oder Konflikte in der Partnerschaft können den natürlichen Ejakulationsreflex empfindlich stören.
In solchen Situationen reagiert der Körper mit einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen, die die Signalweiterleitung zwischen Gehirn, Nerven und Muskulatur beeinträchtigen. Dadurch fällt es schwer, sich zu entspannen und die körperlichen Empfindungen richtig wahrzunehmen. Die Folge: Der Samenerguss bleibt aus oder verzögert sich.
Hier hilft es oft, die seelischen Ursachen zu erkennen und gemeinsam mit einem Arzt oder Sexualtherapeuten Wege zu finden, um die innere Anspannung zu lösen und die natürliche Körperreaktion wiederherzustellen.
Anejakulation aufgrund einer Vasektomie?
Nach einer Vasektomie bleibt der Samenerguss in der Regel erhalten. Der Eingriff zur dauerhaften Schwangerschaftsverhütung verhindert lediglich die Spermienzufuhr aus den Hoden, nicht aber die Bildung der Samenflüssigkeit selbst. Diese wird weiterhin von Prostata und Samenbläschen produziert und beim sexuellen Höhepunkt ausgestoßen.
Kommt es nach der Operation dennoch zu einer Anejakulation, also dem vollständigen Ausbleiben des Ejakulats, liegt die Ursache meist nicht an der Vasektomie selbst. Denkbar ist stattdessen eine der oben genannten Ursachen.
Es kommt kein Ejakulat mehr: Wann zum Arzt?
Wenn beim Höhepunkt kein Sperma austritt, ist das nicht immer ein Grund zur Sorge. Dennoch sollten Sie auf den Verlauf achten.
Ein Arztbesuch in unserer Privatpraxis für Urologie in Düsseldorf ist sinnvoll, wenn:
- der Samenerguss über einen längeren Zeitraum vollständig ausbleibt (und das neu für Sie ist),
- gleichzeitig Beschwerden wie Schmerzen im Becken, Brennen beim Wasserlassen oder Blut im Urin oder Ejakulat auftreten,
- die Erektion oder das Orgasmusgefühl dauerhaft verändert erscheinen,
- nach einer Operation an der Prostata, Blase oder Wirbelsäule plötzlich kein Ejakulat mehr austritt,
- oder ein unerfüllter Kinderwunsch besteht.
Durch gezielte Untersuchungen wie Urinanalyse, Hormonbestimmung, Ultraschall oder Spermaproben klären wir, ob eine funktionelle Störung oder eine organische Ursache vorliegt.
Ejakulationsstörungen behandeln in Düsseldorf: Ihr erfahrener Urologe Dr. Hoda
In vielen Fällen steckt hinter dem fehlenden Samenerguss keine ernsthafte Erkrankung, sondern eine harmlose oder vorübergehende Ursache, die sich bestenfalls behandeln lässt. Oft genügt schon eine genaue Diagnostik, um Klarheit zu schaffen und die passende Therapie einzuleiten. So gewinnen Sie Sicherheit – und können Ihrer Sexualität wieder entspannt begegnen.
Dr. Hoda ist Ihr erfahrener Urologe in Düsseldorf und gerne für Sie da. Kontaktieren Sie uns einfach!
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